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Tierleder – natürlich oder gefährlich?

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Lasst uns eine kleine Zeitreise machen und zurück gehen in Umgebungen & Gesellschaften, in denen konventionelles Leder einen besonderen Statuswert hatte. Ob Portemonnaie, Handtasche, Schuhe, Handschuhe, Jacke oder Mantel – sie alle vereinten den Geruch, den Wert und die Annahme von Qualitätsproduktion, von Natürlichkeit, von Echtheit. Tierleder etablierte sich als eine Standardressource für die Herstellung unserer alltäglichsten Begleiter und wurde zum Massenprodukt. Massenproduktion taugt vielen, es bringt wirtschaftliche Stabilität und in einer stetig heranwachsenden Weltbevölkerung ist dies ein Faktor der nicht nur zum Standard, sondern zum Schwergewicht wird. Die Ehrlichkeit und natürliche Herkunft unserer Lederprodukte dürfen und müssen wir mit dem Sprung zurück in die heutige Zeit jedoch bis auf die Knochen in Frage stellen.

Warum, möchten wir dir gerne erläutern.

Jedes Jahr tötet die weltweite Lederindustrie 1,4 Milliarden Tiere. Leider können wir hier nicht von glücklichen Tieren mit einem langen Leben in der Natur sprechen, da die heutige Lederproduktion kein Verwertungsmechanismus der Fleischindustrie ist, sondern eine für sich stehende Industrie, die rund 270 Mrd. US Dollar pro Jahr generiert. Der größere Anteil der verarbeiteten Tierhäute stammt von Kühen, Büffeln und Kälbern, aber auch Ziegen und Schafe, oder exotische Tiere wie Strauße, Zebras, Bisons, Wasserbüffel, Wildschweine, Kängurus, Elefanten, Aale, Haie, Delfine, Seehunde, Walrosse, Frösche und Schildkröten müssen hierfür ihr Leben lassen. Die meisten Tiere stammen dabei aus Billiglohnländern wie Indien, China, Vietnam und Bangladesch, wo die Produktion profitabler ist und die Gesetzeslage zum Tierschutz praktisch nicht vorhanden, das erleichtert die Abwicklung. Diese Abwicklung sieht in Indien beispielsweise oft so aus, dass jedes Jahr bis zu zwei Millionen „ausgediente“ Kühe – die in Indien eigentlich als heilig gelten – illegal in Nachbarländer transportiert und dort geschlachtet werden. Für die Transportzeit, die bis zu einer Woche dauern kann, werden die Tiere an ihren Beinen zusammengebunden und auf kleinen Ladeflächen übereinandergeworfen. Dabei verletzen sie sich unbeabsichtigt gegenseitig mit ihren Hörnern und Hufen, sind teils weder mit Wasser noch mit Nahrung versorgt und brechen nach Ankunft beim Gehen meist vor Erschöpfung zusammen. Dort greift man auf Mechanismen zurück um die Tiere zum Laufen zu bewegen – man reibt ihnen Chili in die Augen oder bricht ihnen die Schwänze um durch Adrenalin Reaktion zu bewirken. Im Schlachthaus angekommen, wird den Tieren entweder bei vollem Bewusstsein oder mit Betäubung die Kehle aufgeschnitten. Auch in Deutschland wird fast jede zehnte Kuh nicht richtig betäubt. Auch hinsichtlich der Herkunftskontrollen sind in Deutschland und Europa gravierende Mängel festzustellen, die einen Rückschluss auf die Tierart oder das Herkunftsland nicht ermöglichen. In China werden pro Jahr rund zwei Millionen Hunde und Katzen für den Lederwarenexport geschlachtet. Hier darf eins und eins zusammengezählt werden..Auch Siegel wie „Made in Germany” beziehen sich ausschließlich auf den Ort der Lederverarbeitung und lassen demnach viele Fragezeichen offen.

Wenn wir im Lederherstellungsprozess einen Schritt weiter gehen, steht das Gerben des Tierleders an, wodurch die Rohhäute weiterverarbeitet werden und das Leder haltbar gemacht wird. Im Gerbungsverfahren werden eine Reihe von Chemikalien verwendet, so zum Beispiel erbgutschädigendes und allergieauslösendes Chrom III und Chrom VI. In einer Untersuchung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kam heraus, dass in 42,5 % der auf Chrom VI untersuchten Proben entsprechende Rückstände enthalten waren. Auch die Stiftung Warentest fand in Tests in jedem fünften Kinderschuh und in jedem dritten Arbeitshandschuh so große Mengen des gesundheitsschädlichen Stoffs, dass sie eigentlich nicht hätten verkauft werden dürfen. Für die meisten Arbeitskräfte in Gerbereien in Asien ist der Kontakt mit solch giftigen Substanzen schlichtweg deren Alltag. Ohne Schutzkleidung stehen sie während der Arbeit barfuß in der Chromlauge und atmen täglich die giftigen Dämpfe ein.  Dies betrifft auch viele Kinder, die illegal für die Gerbereiverfahren eingesetzt werden.

Werfen wir einen Blick auf die umweltbedingten Facts zum Gerben von Leder, ist auch hier eher Ernüchterung und eine miserable Öko-Bilanz anzutreffen: Allein für einen m² Leder werden ca. 500 Liter Wasser benötigt. Darin sind noch nicht der Wasserverbrauch und Flächenbedarf für die Tiere selbst einkalkuliert, ganz zu schweigen vom CO2 Ausstoß. Für die Nutzflächen werden oft Wälder gerodet und intakte Ökosysteme zerstört. Auch die Schadstoffe, die wir im Zusammenhang mit dem Gerben erwähnt haben, werden keinesfalls sorgfältig und sicher entsorgt, sondern über die Kanalisation in Flüsse und Boden abgeleitet und fließen dadurch zurück in die Trink- und Grundwasserversorgung. Dies sind Kreisläufe enormen Ausmaßes, die sowohl im Hinblick auf nachhaltige Produktion und Umweltschutz desaströs sind, als auch den Schutz von Menschenrechten, Tierwohl und Gesundheitsstandards schlichtweg ignorieren.

Für beosh ist Wissen über solche Mechanismen und Lücken im Weltsystem Kern unserer Vision es besser machen zu wollen, eine Alternative beizusteuern, die zeigt, es geht auch anders. Auch wenn dieser Beitrag wohl kaum Abendlektüre zum Genusslesen ist – ist es uns wichtig diese Dinge auf den Tisch zu legen und die Möglichkeit zu geben mit gewonnenen Einsichten selbst abzuwägen und einen Blick hinter den Vorhang werfen zu können. Natürlich tun wir dies immer auch in der Hoffnung ein Licht anzuzünden, und Begeisterung & Support dafür zu erzeugen, dass es sinnvolle Alternativen für eine bessere, gesündere Welt und nachhaltigeren Konsum gibt.

 

 

Quellen:

Peta

Albert Schweitzer Stiftung

Geo

Peta zwei

 

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